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Sophia Maier
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RTL-Sonderkorrespondentin | Conflict areas. Middle East. Social Movements | Views & thoughts are my own.
Joined December 2014
Heute vor neun Jahren ist Roger Willemsen gestorben. Als ich vor kurzem in einem Interview nach meinen Vorbildern gefragt wurde, antwortete ich: „Roger Willemsen. Einer der feinfühligsten Autoren und Denker unserer Zeit.“ Weil er nicht einfach nur ein kluger Kopf war, sondern ein außergewöhnlicher Erzähler, der komplexe Themen verständlich machte, ohne sie zu banalisieren. Er war intellektuell, aber nahbar. Ein neugieriger Weltbeobachter, jemand, der Humor und Melancholie vereinte. Sein Tod war und ist ein großer Verlust für den Diskurs in unserem Land. Weil es kaum jemanden gibt, der diese Mischung aus kluger Analyse, sprachlicher Brillanz und echter Menschlichkeit so gut vereinte wie er.
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Trump will Gaza übernehmen und die palästinensische Bevölkerung zwangsweise umsiedeln – ein klarer Bruch des Völkerrechts und ein massiver Angriff auf die Rechte von Millionen Menschen. Die Vertreibung einer gesamten Bevölkerung kommt einer ethnischen Säuberung gleich. Davor warnen jetzt auch die Vereinten Nationen. Die BILD aber relativiert Trumps Vorhaben mit Schlagzeilen wie „Hat irgendjemand eine bessere Idee?“ und „Trumps Plan ist KEIN Wahnsinn!“. Als wäre es ein legitimer Vorschlag, Millionen Menschen aus ihrer Heimat zu verdrängen. Als wäre es nicht ein menschenrechtlicher Dammbruch, sondern eine pragmatische Lösung, über die man streiten kann. Diese Zeitung hat in ihrer Berichterstattung über Israel und Palästina endgültig jegliches Maß verloren. Zwangsvertreibung ist kein Business-Plan, keine logische Konsequenz, kein mutiger Vorstoß – es ist ein Verbrechen.
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Überall lese und höre ich von „illegaler“ oder „irregulärer“ Migration. Aber was heißt das? Dass Menschen absichtlich Gesetze brechen? Dass sie eine Wahl hätten? Die Wahrheit ist: Es gibt kaum legale Wege, um Schutz zu suchen. Flüchtende können oft kein Visum beantragen, weil Botschaften geschlossen sind. Sie dürfen nicht ins Flugzeug, weil ihnen die nötigen Papiere fehlen. Und Asyl? Das geht meist erst, wenn sie bereits im sicheren Land sind – doch ohne gültige Dokumente kommen sie oft gar nicht erst rein. Es gibt kaum reguläre Fluchtwege. Und trotzdem werden sie als „illegale Migranten“ bezeichnet – als hätten sie eine Alternative. Wie kann etwas „illegal“ sein, wenn es keine legale Alternative gibt? Das eigentliche Problem ist: Die Gesetze selbst lassen ihnen keine Chance, legal Schutz zu suchen. Flüchtende haben oft nur zwei Möglichkeiten: Bleiben und sterben – oder fliehen und kriminalisiert werden. Sie steigen in Boote, klettern über Zäune, verstecken sich in Lastwagen. Sie müssen sich in Lebensgefahr begeben. Nicht, weil sie es wollen, sondern weil sie keine sichere und legale Fluchtoption haben. Flucht ist kein Verbrechen. Menschen sind nicht illegal.
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CDU-Politiker Norbert Blüm schrieb 2018: „CDU und CSU dürfen nicht vergessen, woher sie kommen und wofür sie stehen. Wer sich nur einen Funken menschlichen Mitleids bewahrt hat, kann über die Flüchtlinge nicht so schwadronieren. (…) Wenn 500 Millionen Europäer keine fünf Millionen oder mehr verzweifelte Flüchtlinge aufnehmen können, dann schließen wir am besten den Laden "Europa" wegen moralischer Insolvenz. Wir reden über Flüchtlinge wie über Sachen und verstecken den Skandal der Herzlosigkeit in kalten Statistiken. Es sind aber Menschen, um die es geht, Verzweifelte, die Zuflucht suchen und nicht Sachen, die gestapelt oder zurückgeschickt werden müssen. (…) Wir, die Bewohner der Wohlstandsinsel Europa, sind die Hehler und Stehler des Reichtums der sogenannten Dritten Welt. Auf deren Kosten und Knochen haben wir uns bereichert. (…) Die Erste Welt zerstört die Dritte und wundert sich, dass die Zerstörten sich auf den Weg zu den Zerstörern machen.“ Politiker wie Norbert Blüm gibt es dieser Tage nur noch selten. Er war ein Mensch, der sich stets für universelle Menschenrechte einsetzte, seine Stimme für geflüchtete Menschen erhob, an die Krisen- und Kriegsherde der Welt reiste, den Notleidenden zeigte, dass er sich nicht vergessen wird. Was würde er wohl dazu sagen, was gerade in Deutschland passiert? Wie würde er auf die Entwicklungen in seiner Partei der CDU blicken? In diesen kalten Zeiten, in denen wir leben, fehlt er mir umso mehr.
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Das Haus der Familie Bibas im Kibbuz Nir Oz an der Grenze zu Gaza. Die Aufnahmen konnte ich vor Ort machen und über ihr Schicksal berichten. Auf dem Sofa lehnen Plakate mit den Gesichtern der entführten Familie: Die Eltern Shiri und Yarden mit den beiden kleinen Söhnen Ariel und Kfir – damals erst neun Monate alt. Heute ist sein zweiter Geburtstag. Am 7. Oktober verschleppte die Hamas die Mutter und die zwei kleinen Kinder. Seitdem gibt es keine Gewissheit. Die Hamas behauptet, Shiri und die Kinder seien getötet worden – Israel hat das nie bestätigt. Niemand weiß, ob die Familie überhaupt noch am Leben ist. Im Video spreche ich mit Chanan, Gründer des Kibbuz. Er sagt: „Das Nichtwissen ist vielleicht das Schlimmste von allem. (…) Aber Wie kann so eine Familie mit Babys Schuld haben?“ Jetzt beginnt die Waffenruhe. Die ersten Menschen in Gefangenschaft sollen freigelassen werden. Und auch die Familie steht auf der Liste. Ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass sie noch leben und mit den anderen Geiseln endlich freikommen.
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Lieber Herr Fahlbusch, ich kann nicht mehr zählen, mit wie vielen Postings sie mich hier inzwischen kritisieren und bisweilen diskreditieren, während wir Kollegen sind. Ich habe das stets schweigend hingenommen. Sie unterstellen hier öffentlich Nahost-Experten „wahnhafte Züge“, unterstellen ihnen „Brandstifter“ zu sein, diskreditieren gemeinsam mit NIUS-Leuten Kollegen von ARD/ZDF, die nicht ihrem persönlichen Narrativ in dem aktuellen Krieg entsprechen. Das ist nicht die Art von respektvollem Diskurs, die ich angemessen finde – auch bei unterschiedlichen Positionen. Ich bitte Sie, mich hier in Ruhe zu lassen. Wenn Sie Interesse an echtem, konstruktivem Austausch haben, kennen Sie meine Mail-Adresse. Vielen Dank.
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Eine Waffenruhe nach 15 Monaten und über zehntausenden getöteten Palästinensern. - Bombardierungen, die den Gazastreifen dem Erdboden gleichgemacht haben: zerstörte Wohnhäuser, Krankenhäuser und Schulen. - Etliche verhungerte Kinder, amputierte Kinder, verstümmelte Kinder. - Menschen, die bei lebendigem Leib verbrannten. Die bis heute unter den Trümmern liegen. - Gezielte Hungerkampagnen, Säuberungen und Kriegsverbrechen. Deutschland hat sich durch Waffenlieferungen an diesem grausamen Krieg beteiligt. Das Ausmaß der Doppelmoral ist grenzenlos. Hier, nehmt unsere Waffen, mit denen Kinder und ihre Mütter getötet, Schulen, Krankenhäuser, Wasserspeicher, Nahrungsmittel zerstört werden. Und hier, nehmt unsere Hilfsgelder und -güter, damit die Überlebenden nicht verhungern. Ist das die Essenz der viel beschworenen „werteorientierten Außenpolitik“? In unserem Land wurde ein Klima der Angst geschaffen, sobald man sich skeptisch gegenüber dem israelischen Vorgehen äußert. Kritische Stimmen wurden als Antisemiten gebrandmarkt mit dem Versuch, sie aus dem Diskurs auszuschließen. Gleichzeitig rechtfertigen Politiker und öffentliche Stimmen diesen Krieg bis heute. Es heißt, dieses Vorgehen ist als Selbstverteidigung rechtmäßig, und die massive militärische Offensive der einzige Weg, die Hamas zu besiegen. Heute, 15 Monate und über zehntausende Tote später, zeigt sich: Die Strategie ist gescheitert. Der amerikanische Außenminister sagt jetzt: „Wir gehen davon aus, dass die Hamas fast genauso viele neue Kämpfer rekrutiert wie verloren hat. Das ist ein Rezept für einen anhaltenden Aufstand und einen ewigen Krieg.“ Am Ende bleibt ein kollektives Trauma, noch mehr Trauer und Hass, und keine realistische Perspektive für nachhaltigen Frieden für Israelis und Palästinenser.
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@ClaudiaPaproth @janfleischhauer Ich spreche nicht von der Recherche, sondern den tausenden, niederträchtigen Kommentaren auf Social Media der vergangenen Wochen gegenüber Thilo.
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@ClaudiaPaproth @janfleischhauer Bei allem Respekt und Verständnis: Ich habe in den Kommentarspalten der vergangenen Wochen sehr viel Niedertracht gesehen.
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Mich haben in den vergangenen Wochen Nachrichten und Vorwürfe erreicht, wie ich jemanden wie Thilo Mischke unterstützen könne, auch nur „liken“ könne. Ich habe gezögert, etwas dazu zu sagen, weil sich Menschen, deren Arbeit ich sehr schätze, klar positioniert haben, und ich Konflikten aus dem Weg gehen wollte. Doch ich habe viel nachgedacht und möchte nun ein paar Gedanken äußern. Zur eigentlichen „Causa“ und zum problematischen Umgang des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wurde bereits viel gesagt. Ich verstehe und teile die grundlegende Kritik. Als Frau – und wie viele andere Frauen – bin ich selbst von Sexismus und sexualisierter Gewalt betroffen und kenne die patriarchalen Strukturen, die auch in meiner Branche vorherrschen. Ich habe mit Schrecken beobachtet, wie viel Häme, persönliche Angriffe und Verächtlichmachung auf Social Media und Berichten zu lesen waren. Thilos journalistische Arbeit, die in den letzten Jahren durch Mut, Kompetenz, Empathie und Fingerspitzengefühl geprägt war, wurde diskreditiert. Er hat großartige und relevante Reportagen gemacht, die ein sensibles und kluges Gespür im Umgang mit Menschen unterschiedlicher Geschlechter und Herkunft erfordern. Es irritiert mich zutiefst, wie sehr persönliche Angriffe und legitime Kritik in dieser Diskussion vermischt wurden. Für mich ist das Stichwort hier Ambiguitätstoleranz: Man kann problematische Äußerungen kritisieren, ohne einen Menschen pauschal als Sexisten oder Rassisten abzustempeln. Kritik ist möglich, ohne hämisch oder beleidigend zu sein. Ich möchte deutlich sagen: Thilo ist ein guter, nachdenklicher und reflektierter Mensch, der gewiss immer bereit ist, sich weiterzuentwickeln. Ihm das abzusprechen, halte ich für falsch. Ich schätze ihn sehr. Und nein, damit stehe ich nicht für eine „Bro-Culture“ und betreibe auch kein „tone policing“. Selbst wenn ich Thilo nicht mögen würde, finde ich diese Art des Umgangs mit einem anderen Menschen falsch. Ich wünsche mir, dass wir wieder zu einem respektvollen Diskurs finden – zu einer Debatte, die sachlich ist, Kritik erlaubt, ohne aber persönlich verletzend zu sein. So elementar es ist, wichtige Debatten anzustoßen, genauso wichtig ist es gleichzeitig, dass es mit Respekt passiert.
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Die Welt dreht ungemein schnell dieser Tage, hier noch ein Gedanke zur Syrien-Debatte, der mir sehr wichtig ist: Ich habe offen kritisiert, wie in Teilen eindimensional und spalterisch debattiert wird. Es wird Stimmung gemacht, Stereotype verbreitet, indem reale Sachverhalte verkürzt und unseriös dargestellt werden. Dadurch werden hierzulande Vorurteile gegenüber dem Islam und muslimischen Menschen weiter verstärkt. Als Reporterin habe ich in den vergangenen Jahren Vertreter der Taliban, des Islamischen Dschihad und der Hamas interviewt. Persönlich, in den Ländern vor Ort. Ich erkenne und kenne den Unterschied zwischen Islam und Islamismus. Nicht die Hand zu reichen ist kein direkter Beleg für Islamismus. Und die Außenministerin wurde nicht durch die neuen Machthaber auf Fotos unkenntlich gemacht. Im Gegenteil: Deren Nachrichtenagentur hat Baerbock unverpixelt gezeigt. Heißt das, dass der neue Machthaber kein Islamist ist? Natürlich nicht. Es gibt genug Anlass zur Sorge, wenn wir an Frauen und Minderheiten in Syrien denken. Mitglieder der HTS haben eine menschenverachtende Vergangenheit. Man darf nur hoffen, dass Syrien wieder ein Land für alle syrischen Menschen wird. Meine Kritik bezieht sich auf das wiederkehrende Framing syrischer und arabisch-stämmiger Menschen als „frauenverachtende Barbaren“. Die Leidtragenden dieser spalterischen Dynamiken sind muslimische Menschen in unserem Land. Umso wichtiger nicht auf jeden Zug aufzuspringen. Ich möchte einen Journalismus vertreten, der Vorurteile abbaut statt zu stigmatisieren. Einen Journalismus, der verbindet und erinnert, dass alle Menschen weltweit die gleiche Würde haben und mit Respekt sowie Fairness behandelt werden sollten – unabhängig von Herkunft, Kultur oder Lebensumständen.
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RT @robinalexander_: Christine Kensche (hier: @c_kensche) war eine großartige Reporterin. Bitte lesen Sie diesen Nachruf von @volkmannschlu…
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RT @NikolausBlome: Wie sich Alice Weidel und Elon Musk einen gemeinsamen Reim auf Hitler zurechtbiegen wollen, ist beschämend #MuskWeidel
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Heute jährt sich der Sturm auf das Kapitol. Ich habe für RTL in den USA vor kurzem den „QAnon-Schamanen“ Jacob Chansley getroffen – er ist der Mann, der zum Symbol für diesen Angriff auf die Demokratie wurde. Ich war vor dem Interview total nervös, habe auch kritische Fragen über seinen Sturm auf Kapitol vorbereitet. Es war eine absurde Begegnung, die mich ehrlicherweise mit noch mehr Fragezeichen zurückließ. Er hat mich episch lang mit Aussagen, von denen der größte Teil Verschwörungen und Lügen waren, bombardiert. Ich kam kaum zu Wort, danach hat mir der Kopf geraucht. Ich habe realisiert, wie unmöglich es ist, mit Verschwörungsideologen ein vernünftiges Gespräch zu führen: Sie argumentieren in geschlossenen Gedankensystemen, die sich selbst bestätigen und kaum externe Kritik zulassen. Sie überfluten Gespräche mit einer Vielzahl von “Fakten” und Theorien, die schwer zu überprüfen sind. Sie betreiben sogenanntes “Gish-Galopp” - eine Taktik, bei der jemand so viele Argumente auf einmal nennt, dass der andere keine Zeit hat, alle gründlich zu widerlegen – auch wenn viele davon falsch oder irreführend sind. Über die Begegnung habe ich noch viel nachgedacht. Der Sturm auf das Kapitol war kein isoliertes Ereignis. Es war ein Symptom. Ein Ausdruck dessen, was passieren kann, wenn Spaltung und Desinformation in Politik und sozialen Medien überhandnehmen. Wenn Teile einer Gesellschaft Vertrauen verlieren und sich gefährlich radikalisieren. Schaue ich heute in unser Land, sehe ich dieselben Entwicklungen wie in den USA - nur zeitversetzt. Mir persönlich macht das große Sorgen.
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"Die Scham muss die Seite wechseln.“ Dieser Satz ist ein Aufruf, ein Versprechen. Und für Betroffene von sexualisierter Gewalt steht er für Hoffnung auf Veränderung – doch dieses Urteil aus München macht sprachlos. Ein Mann wird der Vergewaltigung schuldig gesprochen, und trotzdem bleibt er auf freiem Fuß. Das Gericht entscheidet sich für eine Bewährungsstrafe. Man wolle ihn nicht so hart bestrafen, weil er sonst seinen Beamtenstatus verlieren würde. Er sei noch jung gewesen - 25 Jahre - und die Vergewaltigung sei eine „unreife Reaktion“ (!) gewesen. Wie kann das sein? Was für ein Signal sendet das an Opfer sexualisierter Gewalt, die oft Jahre kämpfen, um gehört zu werden? Statt klar zu zeigen, dass solche Taten ernst genommen und konsequent geahndet werden, wird hier ein Täter geschützt – während die Betroffene mit dem lebenslangen Trauma allein gelassen wird. Dieses Urteil ist ein Schlag ins Gesicht aller, die mutig genug sind, ihre Stimme zu erheben. Es sagt: „Dein Schmerz reicht nicht aus. Deine Würde zählt weniger.“ In einer Gesellschaft, die sich damit rühmt, Frauenrechte zu verteidigen, sollten solche Entscheidungen nicht möglich sein. Wir müssen uns einsetzen – für die Betroffenen, für Gerechtigkeit, für ein System, das Täter zur Verantwortung zieht. Die Scham gehört zu denen, die Gewalt ausüben – nicht zu denen, die sie erleiden mussten. Das sollte unverhandelbar sein.
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